Im August besuchte Peter Langer einige Länder in der Donauregion, um Roma- Integrationsprojekten vor Ort zu besuchen, insbesondere solche, mit denen die EDA im Rahmen des Projektes „DunaRomaniLuma (Die Welt der Roma an der Donau)“ zusammenarbeitet bzw. bei der Weiterentwicklung des Projektes zusammenarbeiten will. Darüber hinaus wurden weitere Kontakte mit Freunden und Partnern der EDA gepflegt.
Erste Station: Novi Sad, 11.-13. August
Im serbischen Novi Sad unterstützt „Duna Romani Luma“ im Rahmen eines Beschäftigungsprogramms junge Roma-Frauen beim Aufbau von Start up – Unternehmen. Aleksandar Gajić und Marko Marković vom örtlichen Partner der EDA „DAReC“ (DanubeResearchCenter) berichteten über den Stand des Projekts, insbesondere über die ersten Workshops mit den jungen Roma-Frauen. Bei einem Treffen mit der Roma-Aktivistin Stanka Jankovic von der NGO „EHO“, die von „Brot für die Welt“ und der Evangelischen Diakonie Württemberg unterstützt wird, wurde eine engere Zusammenarbeit und Einbindung in das Start-up-Projekt vereinbart.
Dusiča Djuran von der Stadtverwaltung Novi Sad teilte mit, dass der Oberbürgermeister von Novi Sad Miloš Vučević – ein enger Vertrauter des serbischen Präsidenten Vučić – u.a. zu unserer Danube Summer School am 28. September nach Ulm kommen wird. Zum Hintergrund: die „Danube Schools“ werden im Partnerschaftsvertrag zwischen den Städten Ulm und Novi Sad als beispielhaftes Projekt für wissenschaftliche Zusammenarbeit genannt.
Zweite Station: Sibiu/Siebenbürgen, 13.-14. August
In Sibiu / Hermannstadt besuchten wir ein Projekt, mit dem wir bisher keinen Kontakt hatten: die „Kinderhilfe für Siebenbürgen“ (www.roma-kinderhilfe.de), ein sehr stark auf die Initiatorin und – im wahrsten Sinne des Wortes – „Antreiberin“ des Projektes Jenny Rascher (rechts im Bild) ausgerichtetes Projekt.
Jenny betreut seit 2002 in Sibiu Roma-Kinder – zur Zeit 16 – in einem Haus gemeinsam mit ihren eigenen Kindern, unterstützt von ihren Mann und einige HelfernIinnen. Die Roma-Kinder kommen aus Familien, die in Dörfern – genauer Slums – in der Umgebung von Sibiu leben und die wir auch besucht haben: erschütternde, neue Erfahrungen. Laut Jenny geht es dort vor allem – neben häufiger Akut-Prävention bei lebensgefährlichen Erkrankungen – darum, die Frauen zur Verhütung zu bewegen. „Spirale“ war ein häufig auftauchender Begriff bei den Besuchen vor Ort.
Jenny Rascher ist ausgebildete Sozialpädagogin und kommt aus Wernigerode/Harz, wo auch der Förderverein des Projektes sitzt; und finanziert ihr Projekt ausschliesslich durch Spenden. Sie ist eine starke Persönlichkeit, die jahrelang im Clinch mit den rumänischen Behörden lag, aber sich letztlich durchgesetzt hat. Die Erfahrung war eindrücklich, ein sehr interessanter Kontakt!
Dritte Station: Târgu Mureș/Siebenbürgen, 14.-15. August
In Târgu Mureș besuchten wir das Projekt „HANNAH“ (HopeAndNutration…): 27 Kinder aus Roma-Familien leben in einem umgewidmeten Krankenhaus und werden dort unterrichtet und ganztägig pädagogisch betreut. Das Haus am Stadtrand von Târgu Mureș ist offiziell eine von Krankenschwestern betreute TBC-Station, die Kinder kommen z.T. aus TBC- infizierten Familien. Katalin (Kati) Gyűjtő ist die Projektleiterin und „Mutter“ der Kinder, die sie alle lieben. Wir haben selbst erlebt, wie sie mit Singen, Spielen und Gesprächen die Kreativität und Phantasie der Kinder fördert – eine wunderbare Frau! Dieses Projekt ist sehr interessant und verdient finanzielle Unterstützung.
Târgu Mureș (ungarisch Marosvásárhely) ist übrigens eine Stadt mit 130.000 Einwohnern mit einem schönen, von ungarischer Sezessions-Architektur geprägten Zentrum – sehr sehenswert!
Vierte Station: Cidreag, Kreis Satu Mare/Siebenbürgen, 15.-16. August
In Cidriag nahmen wir am „BuKi“-Sommerprogramm teil (davon wurde im letzten Blogeintrag berichtet). Wir konnten uns wieder davon überzeugen, mit welcher Hingabe und Liebe dort Heidi Haller und Stefan Zell mit ihren Mitarbeitern den Roma-Kindern eine tägliche Bleibe, gesunde Ernährung und pädagogische Betreuung anbieten. Die Kinder sind motiviert, zur Schule zu gehen, und die Eltern werden von der Sinnhaftigkeit des Schulbesuchs ihrer Kinder überzeugt. Es war schön, zu sehen, dass das BuKi-Haus Unterstützung durch PratikantInnen bekommt und zunehmend Akzeptanz im ungarischen Dorf erfährt. So finden inzwischen Veranstaltungen der Dorf-Schule im BuKi-Haus statt. Der Besuch des Roma-Dorfes war immer noch erschütternd. Besonders bewegt hat Daniel, ein zehnjähriger rheumakranker Bub, der fröhlich sein Nachtlager auf einer zerschlissenen Matratze zeigte, die er mit vier anderen Kindern in einer Bruchbude teilt. Die örtlichen Sozialarbeiter kümmern sich trotz mehrerer Hinweise der BuKi-Mitarbeiter nicht um ihn.
Die Fotos links zeigen Heidi Haller im Roma-Dorf, wo sie sich die Einwilligung der Eltern holte, ihre Kinder mit zum Schwimmen gehen zu lassen; rechts eine Gruppe, die mit Rädern – sehr geschätzt! – zum Schwimm-Ausflug aufbricht.
Resumee
Alle Akteure, die wir getroffen haben zeigen einen bewundernswerten Einsatz und ein scheinbar grenzenloses Durchhaltevermögen. Und die Freude, Fröhlichkeit und der Lebensmut der Roma-Kinder ist unfassbar und ansteckend – sie verdienen alle Chancen, die wir ihnen geben können!
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